Spuren des Luftkriegs im Rhein- Kreis Neuss

Auch wenn die Zeit des Luftkriegs im Rhein-Kreis Neuss  seit über 75 Jahren  vorbei ist, so finden sich immer noch zahlreiche Relikte im Stadtbild und in der Umgebung  vieler Orte, die mit diesem Teil unserer Geschichte in Verbindung stehen.
Diese historischen Spuren stammen entweder von Schutzmaßnahmen gegen Luftangriffe oder  resultieren aus direkten Schäden, welche durch Fliegerangriffe im Zweiten Wetkrieg verursacht worden sind.

Wir haben hier einige für die Region typische Spuren des Luftkriegs zusammengestellt. 

Fassadenschäden I

Im Stadtbild kann man immer wieder  z.T. ausgebesserte Schäden an Fassaden  entdecken. Im Bild  wurde nach dem Krieg ein Teil der zerstörten Fassade neu aufgemauert. Die Rohstoffknappheit lässt sich aufgrund der andersfarbigen Ziegel erahnen.

Fassadenschäden II

Die hier sichtbaren oberflächlichen Schäden an der Hausfassade wurden von Bombensplittern verursacht. 

Luftschutzpfeile

Hier handelt es sich um Markierungen mit weißer Farbe an Gebäudewänden. Diese wurden an Stellen angebracht, an denen sich die Notausgänge von Lufzschutzkellern befanden. Wäre es zu einer Zerstörung des Hauses gekommen, hätten Helfer gewusst, wo sie in den Trümmern  graben sollten, um die Eingeschlossenen zu befreien.

Notausstiege

Diese Elemente stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und finden sich bisweilen immer noch  im Stadtbild. Sie verraten, dass sich unter ihnen  der Notausstieg eines unterirdischen Schutzraumes befand. Die Bestandteile zum Bau eines solchen Notausstiegs wurden  in großer Zahl auch an Privatpersonen verkauft, um private Vorsorge für den Ernstfall zu treffen.

Verschlussplatten

Solche Eisenplatten erinnern teilweise an Kanaldeckel, sie können rund, aber auch eckig und von sehr unterschiedlicher Größe und Oberflächenstruktur sein. Sie befinden sich dort, wo Zugänge zu unterirdischen Schutzanlagen verschlossen wurden, nachdem z. B. das dazugehörige Eingangsbauwerk abgerissen worden ist. Solche Verschlüsse können z.T. in der Teerdecke von Straßen oder auf  Bürgersteigen, aber auch in Parks und auf innerstädtischen Plätzen entdeckt werden.

Eingangsbauwerke

Unterirdische Schutzanlagen waren über Eingangsbauwerke zu erreichen. Hier gelangte man über eine Treppe und meist "um die Ecke herum" in den unterirdischen Schutzbereich. Die Eingangsbauwerke hatten die Funktion, die Bunkerein- und -ausgänge vor Druckwellen und umherfliegenden Trümmerteilen zu schützen. Oft war dem Treppenabgang zunächst ein Schleusenbereich mit speziellen drucksicheren Luftschutztüren angegliedert. Der Zugang zum unterirdischen Bereich bot oft  zusätzlichen Schutz vor einer Druckwelle und umherfliegenden Splittern dadaurch, dass der Zugang über eine  90°-Biegung erfolgte. Teilweise waren vor dem eigentlichen Bunkerbereich, also nach dem Treppenabgang,  auch Splitterschutzwände eingezogen worden, um Druckwellen und mitgeschleuderte Splitter auszubremsen. 
Die Eingangsbauwerke lassen sich aufgrund ihrer massiven Bauweise in der Regel nicht einfach entfernen, außerdem kam und kommt es z.T. auch zur Nachnutzung von Luftschutzbunkern. Wo es nicht erfoderlich war, sie abzureißen, hat man diese Bauwerke oft belassen und z.T. sehr harmonisch ins aktuelle Stadtbild integriert.

Belüftugsvorrichtungen

Die unterirdischen Schutzanlagen waren in der Regel mit Belüftungsrohren zum Luftaustausch versehen. Diese Belüftung sollte den Bunker auch bei geschlossenen Türen dauerhaft durch natürliche Zirkulation mit Frischluft versorgen (Notbelüftung). 
Um auf Giftgasangriffe vorberetet zu sein, war geplant, in etliche Luftschutzräume  Luftfiltergeräte einzubauen, die bei Stromausfall auch manuell betätigt werden konnten. 
Dazu kam es in vielen Bunkern allerdings wegen der fortschreitenden Materialknappheit nicht mehr. Im Falle eines Giftgasangriffs oder bei starker Rauchentwicklung oberhalb des Bunkers war vorgesehen, die Belüftung zu verschließen und -wo vorhanden- auf Luftfilterbetrieb umzustellen. 
Die Vorrichtungen für einen Luftaustausch sind heute noch an vielen innerstädtischen Stellen zu erkennen, z.B. in Form kleiner Türme.
Es handelt sich bei diesen Türmen einfach formuliert um  die Verkleidung des Endes eines Rohres mit der Aufgabe der Belüftung.


Bombentrichter

Es geschah immer wieder, dass Flugzeuge ihre Bombenlast nicht wie geplant im industriellen oder bewohnten Zielgebiet abwarfen bzw. abwerfen konnten, z.B. wegen schlechter Sicht oder technischer Probleme.
Einschlagende Bomben hinterließen in der Landschaft z.T. Krater mit meheren Metern Durchmesser, sogenannte Bombentrichter.

Kampfspuren

Im Bild ist ein Durchschuss durch einen Stahlträger zu sehen, welcher als Zaunpfosten verwendet wurde. Dieser Schaden stammt von den Kämpfen Anfang März 1945 in Neuss/Kaarst.  

Eingangsbauwerk in einer Wohnsiedlung

Eingangsbauwerk  (rechts)  mit Splitterschutzwand (links)

Eingangsbauwerk (links)  und  Belüftungsturm (rechts)

Eingangsbauwerk

Schutzgitter am Notausgang

Luftschutzpfeil unter dem linken Fenster und zwischen den Fenstern

nicht verkleidetes Belüftungsrohr