Luftschutzbunker Am Feldtor
Der Luftschutzbunker Am Feldtor befindet sich im Ort Zons. Diese Anlage wird von unserem Verein betreut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das folgende Kapitel informiert über die Geschichte dieser Luftschutzanlage von ihrer Erbauung durch Zwangsarbeiter bis hin zur heutigen Nutzung.
Sie möchten diesen Bunker besuchen? Infos zu Fühungen finden Sie hier:
Viruteller Rundgang durch den Bunker
Zur Feier des 650 jährigen Stadtjubiläums von Zons hat Dr. Thomas Schwabach, Historiker und Betreiber des Informationsportals ZonsWiki eine Neuauflage des virtullen Rundganges durch die Straßen der historischen Altstadt veröffentlicht. Bei dem Rundgang können einige historische Gebäude wie der Luftschutzbunker Am Feldtor erkundet werden.
Die Audiokommentare wurden von den Mitglieder unseres Vereines eingesprochen.
Den Rundgang findet ihr unter https://www.zons-geschichte.de/rundgang/
Einblick in die Geschichte des Luftschutzbunkers Am Feldtor in Zons
Es ist nun etwa 80 Jahre her, dass Nazi-Deutschland den 2. Weltkrieg begonnen hat- einen Krieg, der sechs Jahre lang tobte und der rund 60.000.000 Menschen das Leben gekostet hat. Doch der Krieg, der am 1. September 1939 von Deutschland aus seinen Anfang nahm, kehrte bereits im Mai 1940 in Form von Luftangriffen nach Deutschland zurück.
Zu Beginn des fünf Jahre andauernden Luftkrieges standen den Bewohnern von Zons nur provisorisch hergerichtete Luftschutzräume in ihren eigenen Kellern zur Verfügung. Wer keinen eigenen Keller hatte, fand Zuflucht bei den Nachbarn. Durch die Beteiligung der USA nahmen die Luftangriffe auf deutsche Wohngebiete, Industrieanlagen und die Infrastruktur ab 1943 immer mehr zu. Da niemand vorhersagen konnte, wo genau die Bomben fallen sollten, wurde die Bevölkerung bei jeder Sichtung eines feindlichen Flugzeugs durch Sirenen in die Schutzräume getrieben.
Angesichts dieser Entwicklung plante die Stadt Zons im Herbst 1943 den Bau von zwei Bunkern auf Gemeindeland mit einer Gesamtkapazität von rund 400 Schutzplätzen: Die Anlage am früheren Feldtor und ein ähnliches Bauwerk nahe dem Rheintor. Letzteres ist heute allerdings übererdet.
Für die Bauarbeiten, die zwischen Januar und Februar 1944 stattfanden, wurden 65 französische und italienische Kriegsgefangene herangezogen. Zeitzeugen zu Folge arbeiteten diese teils barfuß und nur mit Lumpen bekleidet auf der Baustelle. Auch gibt es viele Berichte über die katastrophale Ernährungssituation der Gefangenen. So haben diese vor lauter Hunger unter anderem ständig die Mülltonnen nach Essbarem durchsucht.
Bau des Bunkers Am Feldtor im Februar 1944
Quelle: Privatarchiv Thomas Schwabach
Ein Zeichen von Menschlichkeit setzten die Zonserinnen und Zonser, indem sie den Kriegsgefangenen immer wieder heimlich Lebensmittel und Kleidung zukommen ließen. Sie verstecken die Lebensmittel entlang der Wege, welche die Gefangenen täglich zwischen ihrer Unterkunft und der Baustelle passierten. Als Verstecke dienten Lücken in der Stadtmauer und hohes Gras am Wegesrand, der Einfallsreichtum der Helfer war groß. Obwohl jegliche Art der Unterstützung von Kriegsgefangenen streng verboten war, beteiligten sich zahlreiche Bewohner von Zons an diesen Hilfeleistungen.
Nach seiner Fertigstellung fanden im Falle eines Fliegeralarms mindestens 200 Zonser hier unten einen sicheren Zufluchtsort. 800 m³ Stahlbeton und zwei Meter Deckenstärke boten den notwendigen Schutz vor den Bomben der Alliierten.
Bei Fliegeralarm betraten die Schutzsuchenden das Bauwerk über den Treppenabgang und die Gasschleuse. Der sogenannte Befehls- und Sanitätsstand war dem Bunkerwart und seinen Helfern vorbehalten. Der Bunkerwart hatte die Aufgabe, die Einhaltung aller Vorschriften durchzusetzen. Er war allen Schutzsuchenden gegenüber weisungsbefugt. Personen, die z.B. durch Stürze auf dem Weg zum Bunker verletzt worden waren, konnte man in diesem Raum notdürftig versorgen.
Der Bauplan des Bunkers sah zwar den Anschluss einer Filteranlage vor, diese wurde jedoch aufgrund der Mangelwirtschaft nie geliefert. Der beim Bau angelegte Lüftungsschacht durch die zwei Meter dicke Bunkerdecke ist heute noch vorhanden.
Original Grundriss des Luftschutzbunkers Am Feldtor aus dem Jahre 1943
Quelle: Archiv des Rhein-Kreis Neuss
Von Stefan Rosellen im Jahr 2021 erstellter Grundriss des Luftfschutzbunkers Am Feldtor
Die elf Schutzräume sind gleichartig gestaltet: 4,50 Meter lang und 1,60 breit. Sie boten mit 7,2 m² Platz für jeweils mindestens 15 Personen. Alle Räume waren ursprünglich mit Bänken ausgestattet. Da es eine feste Zuteilung der Räume gab, welche festlegte, wer in welchem Raum Zuflucht suchen durfte, konnten die Insassen die Räume zusätzlich einrichten. Zu möglichen Einrichtungsgegenständen gehörten z.B. Matratzen, Betten und auch Lebensmittel. Das dürftige Notgepäck, welches die Schutzsuchenden beim Fliegeralarm mit sich führten, bestand meist nur aus den wichtigsten Dokumenten. Mehr durfte im Alarmfall nicht mit in den Bunker genommen werden.
Die Belüftung der Anlage erfolgte über Rohre, welche durch die 1,40 Meter starke Außenwand in den Wallgraben führten.
Für den Fall, dass der Eingang durch einem Bombenangriff verschüttet worden wäre, musste jeder Bunker über einen Notausgang verfügen. Dieser befand sich für gewöhnlich in der Gebäudeseite, die dem Eingang gegenüber lag. Dies erleichterte zudem die Lüftung der Anlage. Der Notausgang im Bunker Am Feldtor war ursprünglich durch eine Holztreppe zu erreichen. Reste der Holztreppe wurden bei der Aufräumaktion im August 2019 von uns entfernt.
Eine weitere Besonderheit stellen die vier Toiletten dar, die allesamt mit einer Wasserspülung ausgestattet waren. Das Abwasser lief allerdings außen lediglich in den Wallgraben, da es zu dieser Zeit in Zons keine Kanalisation gab. Normalerweise standen den Schutzsuchenden im Kreisgebiet nur Trockenklosetts in Form von Eimern mit einer Füllung aus Torf oder Sägemehl zur Verfügung. So kann man beim Bunker Am Feldtor durchaus von einem gewissen Luxus sprechen. Die Trennwände zwischen den Toiletten sind heute noch zu erkennen.
Im Laufe des Jahr 2021 haben wir einen Teil der Ausstattung dieses Raumes mit Unterstützung der LiegenschaftsVerwaltung Neuss wieder herstellen können. Die vier zeitgenössischen Toiletten und das Waschbecken stammen aus einem Neusser Bunker.
Bis Ende der 50er Jahre nutzten Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten diesen Bunker, zunächst als Notquartier und später als Lagerraum. Mit ihrem Auszug endete auch die Nutzung dieser Räume.
Durch Undichtigkeit der Bunkerdecke trat Wasser ein und spülte im Laufe der Zeit Kalk aus dem Beton. Auf diese Weise bildeten sich während der letzten sechzig Jahre Tropfsteine, die an einigen Stellen der Anlage bis zum Boden reichen.
Jahrbuch Kreisheimatbund 2022
Mehr Informationen über den Luftschutzbunker Am Feldtor finden sich auch in unserem Beitrag zum Jahrbuch des Kreisheimatbundes Neuss e.V.
"Ein fast vergessener Bunker in Zons gab den Anstoss zur Gründung des Vereins Luftschutzanlagen Rhein Kreis Neuss e.V."
Dieses ist im Archiv des Rhein-Kreis Neuss für 12€ käuflich zu erwerben.
Bunker Am Feldtor: Instandsetzung
Bunker Am Feldtor: Lüftungschacht durch die 2 Meter starke Decke
Bunker Am Feldtor: Abdichten des offenen Lüftungsschachtes
Bunker Am Feldtor: Öffnung des zugemauerten Notausgangs
Bunker Am Feldtor: Öffnung des zugemauerten Notausgangs
Bunker Am Feldtor: Neue Tür für den Notausgang
Bunker Am Feldtor: Blick aus dem Notausgang
Bunker Am Feldtor: Anpassung der zeitgenössichen Toiletten
Bunker Am Feldtor: Zeitgenösssiche Sanitäreinrichtungen
Bunker Am Feldtor: Abdeckung der offene Lüftungsrohre im Wallgraben
Bericht über Führungen am Tag des offenen Denkmals im Luftschutzbunker Am Feldtor in Zons (2019)
Bericht über Führungen am Tag des offenen Denkmals im Luftschutzbunker Am Feldtor in Zons (2019)
Bunker Am Feldtor: Eingang vor der Restaurierung
Bunker Am Feldtor: Eingang nach der Restaurierung
Bunker Am Feldtor: Trockenlegen der Schutzräume
Bunker Am Feldtor steht ab 2020 unter Denkmalschutz
Bunker Am Feldtor: Ehrenplatz für die Plakette
Bunker Am Feldtor: Hauptgang vor den Restaurierungsarbeiten
Bunker Am Feldtor: Vor Trockenlegung
Bunker Am Feldtor: Taschenlampenführung mit Kindern
Bunker Am Feldtor: Kurz vor dem Tag des offenen Denkmales 2021
Bunker Am Feldtor: Führung
Bunker Am Feldtor: Instandsetzung